Saisonziele wurden ja ursprünglich erfunden, damit Bundesliga-Profis und Journalisten in der Sommerpause ein Thema für ihre Sommerpausen-Interviews haben. Ich spiele mit dem Kreuzberger Klub Hansa 07 in der Kreisliga A, der dritten Liga von unten und der neunten von oben. Dort gibt es keine Journalisten. Saisonziele gibt es trotzdem.
In der letzten Saison sind wir von der zehnten in die neunte Liga aufgestiegen. Wenn man die ersten 29 von 30 Spieltagen ausklammert, ist das alles ganz einfach gegangen. Da darf man schon mal davon träumen, dass wir so etwas wie das Hoffenheim von Kreuzberg werden, obwohl wir nicht einmal Geld für einheitliche Hosen haben. Nur noch acht Jahre bis zur Bundesliga.
Vor dem ersten Saisonspiel hat unser Trainer das Team dann gefragt, wer ernsthaft an den Aufstieg glaubt. Zwei Spieler haben zaghaft den Arm gehoben und schon waren wir mitten in der ersten Saisonziel-Krise. Die hat sich dann am Sonntag beim ersten Saisonspiel noch einmal verschärft, weil wir 0:3 gegen Friedenau II verloren haben. Es versteht sich von selbst, dass ein 9:3 für uns dem Spielverlauf viel eher entsprochen hätte. Aber weil die Welt in der neunten Liga noch viel ungerechter ist als anderswo, sind wir jetzt erst einmal Tabellenletzter.
Im Pokal läuft es dafür bestens. Die erste Runde haben wir so souverän überstanden wie selten in der 101-jährigen Vereinsgeschichte, was vielleicht auch daran lag, dass der Gegner nicht angetreten ist. Wenn das so weiter geht, sind es nur noch zwölf freie Sonntage bis zum Uefa-Pokal.
Akute Aufstiegschance: - 3 %
An dieser Stelle berichten wir von nun an dienstags direkt aus der Kabine des Kreisligisten Hansa 07.