wird man dann wohl jetzt auch öfters mal was von hören...
Alles ein ganz klein bißchen pervers - obwohl: der letzte Satz hat irgendwie was...
<span style="font-weight:bold; font-style:italic">Zitat:</span><br><span style="font-style:italic">"Geld spielt keine Rolle für uns"
Arabische Investoren übernehmen Manchester City und kaufen zum Einstand Robinho von Real Madrid für 40 Millionen Euro
London - Als vor den Toren des City-of-Manchester-Stadions mehrere Fans als Scheichs verkleidet den plötzlichen Reichtum feierten und die neuen Eigentümer aus Abu Dhabi Mark Hughes vollmundig· 663 Millionen Euro für "18 neue Spieler auf Weltklasseniveau" für den baldigen Gewinn der Champions League in Aussicht stellten, überkam es selbst den so zurückhaltenden walisischen Trainer: "Das ist wie Geburtstag, Weihnachten und ein Lottogewinn zusammen", sagte Hughes, 44, um Fassung bemüht.
Erst spät am Sonntagabend hatte City-Eigentümer Thaksin Shinawatra, der von der Justiz in Bangkok gesuchte ehemalige Premierminister Thailands, in einer Suite des Emirates Palace Hotels in Abu Dhabi den spektakulären Deal eingefädelt. Für umgerechnet 258 Millionen Euro übernimmt die Abu Dhabi United Group (ADUG), eine von der Herrscherfamilie des Golfstaats kontrollierte Investment-Firma, den Premier-League-Verein im Nordwesten Englands; in den Kaufpreis sind etwa 90 Millionen Euro Schulden eingerechnet.
Gleich am nächsten Morgen bot Sulaiman Al Fahim, 31,· der Vorsitzende des Konsortiums, erfolglos 13 Millionen für Stuttgarts Mario Gomez und 50 Millionen für Europameister David Villa von Sevilla. Gleichzeitig versuchte man, den Lokalrivalen von Manchester United kurz vor Ablauf der Transferperiode Dimitar Berbatovs Wechsel von Tottenham Hotspur zu vermasseln. Sulaiman offerierte· 41,7 Millionen Euro für die Unterschrift des Bulgaren, doch der 27-Jährige unterzog sich zu diesem Zeitpunkt schon einem medizinischen Test bei United. Für 38 Millionen Euro ging der seit Monaten avisierte Transfer über die Bühne, unter dem Druck der frischen Petrodollars entschloss sich United, den von den Spurs aufgerufenen Preis zu zahlen.
"Ich wünschte, die Übernahme wäre früher passiert, dann hätten wir mehr Zeit gehabt, Geld auszugeben", sagte Al Fahim, "leider fiel das Angebot (den Verein zu kaufen, Anm. d. Red.) mitten in meinen Urlaub." Für den Rekordtransfer in der Geschichte der Premier League aber reichte die Zeit dann doch noch: Am frühen Abend sicherte sich City für 40 Millionen Euro überraschend die Dienste von Robinho, dem bei Real Madrid unglücklichen Brasilianer. Wochenlang hatte der FC Chelsea um den 24-Jährigen geworben und sich dabei mit der Führung von Real überworfen. Als die Scheichs ein Fax mit vielen Nullen abschickten, bot sich den Königlichen die Gelegenheit, sich an den Londonern zu rächen. Und Robinho selbst schien es so kurz vor Torschluss egal, welcher englische Klub da sein Gehalt auf sechs Millionen Euro im Jahr verdreifachte. "Heute haben wir Robinho gekauft", sagte Hughes, "die Leute werden jetzt verstehen, dass es mit City einen Verein gibt, der die finanziellen Möglichkeiten hat, um jeden Spieler auf der Welt zu bieten."
Der Robinho-Transfer ist geeignet, Manchester City als Marke im Wachstumsmarkt Asien zu etablieren, aber er verströmt auch Symbolkraft nach innen: Seit Roman Abramowitsch vor fünf Jahren Chelsea übernahm, wurde er auf dem Spielermarkt erstmals überboten. Neben dem märchenhaften Vermögen der Al-Nahyan-Familie verblassen die Mittel des russischen Rohstoff-Oligarchen; ADIA, der Staatsfonds· hinter ADUG, kontrolliert laut Schätzungen der Times um die 680 Milliarden Euro. "Geld spielt keine Rolle für uns", sagt Al Fahim, "wir haben sehr tiefe Taschen." Als Saisonziel rief er die Qualifikation für die Champions League aus.
Die Verhältnisse in der Premier League und in Europa werden nun neu geordnet. Und die englische Öffentlichkeit steht dem Engagement von ADUG erstaunlich positiv gegenüber: Die Dominanz der großen vier (Chelsea, Manchester United, Arsenal und Liverpool) hat viele gelangweilt. Allein die Tatsache, dass die Araber den Ligabetrieb spannender machen dürften,·erfreut die neutralen Beobachter. Die seit Jahrzehnten vom Misserfolg verfolgten City-Fans sind sowieso begeistert. "Die Übernahme ist eine gute Sache. Es gibt keine negativen Gefühle", sagt Kevin Parker, der Vorsitzende des Fanklubverbands.
Wie es der Spielplan will, gibt Robinho nach der Länderspielpause am 13. September sein Debüt gegen Chelsea. Viele City-Anhänger wollen dann wieder als Scheichs ins Stadion kommen; Eastlands, das Viertel, in dem der Verein beheimatet ist, wird in "Middle Eastlands" umgetauft. Bis dahin kann man innehalten und, wie der Guardian witzelt, an ein leises Blubbern denken: das Geräusch, "wenn Al Fahim mal eben die Yacht von Abramowitsch in seiner Badewanne versenkt".
Raphael Honigstein
Quelle: Süddeutsche Zeitung
Nr.205, Mittwoch, den 03. September 2008 , Seite 31 </span><br>-------------------------------------------------------