In der Pressemitteilung der Justizvollzugsanstalt München ist der Delinquent ordnungsgemäß anonymisiert worden. Von einem gewissen "Breno B." ist dort die Rede, in Folge nur noch "Herr B." genannt. Sonderlich groß war das Rätselraten, wer denn gemeint sein könnte, dennoch nicht. Dass der brasilianische Fußballprofi Breno mit Nachnamen Borges heißt, dürfte ohnehin nur Experten bekannt sein.
Jedem auch nur halbwegs fußballinteressierten Menschen in Deutschland hingegen wird nicht entgangen sein, wie die Karriere des einstmals vielleicht talentiertesten Abwehrspielers Brasiliens in Flammen aufging. In der Nacht zum 20. September 2011 zündete der heute 23-Jährige seine Villa im Münchner Stadtteil Grünwald an. Er stand bei der Tat unter Alkohol- und Tabletteneinfluss, litt unter Verfolgungswahn und Depressionen. Das Gericht verurteilte ihn im Juli 2012 wegen schwerer Brandstiftung zu drei Jahren und neun Monaten Haft. Seither sitzt er ein.
Am Montagmorgen aber öffnete sich erstmals seit über einem Jahr die Gefängnispforte für Breno. Ab sofort ist er Freigänger; das heißt, er darf tagsüber das Gefängnis verlassen. In Brenos Fall zunächst für täglich fünf Stunden. "Mit Blick auf die besondere Ausnahmesituation eines inhaftierten Profisportlers und das kurze Zeitfenster, in dem ein Fußballprofi in seinem erlernten Beruf tätig werden kann, verfolgt die Justizvollzugsanstalt München das Ziel, Herrn B. möglichst berufsnah einzusetzen und ihn dadurch für die Zeit nach der Entlassung dabei zu unterstützen, hilfreiche Fähigkeiten für ein Leben in Freiheit zu erwerben", vermeldete die JVA München.
Zur Resozialisierung eines Fußballprofis gehört natürlich vor allem, das öffentliche Interesse an ihm in geregelte Bahnen zu lenken. So führte Brenos erster Weg ihn zum FC Bayern, wo er ab sofort im Trainerstab der zweiten Mannschaft der Münchner sowie im Büro des Chefscouts Wolfgang Dremmler arbeiten wird. Selbst spielen darf er nicht, weil in Amateurmannschaften keine Nicht-EU-Ausländer eingesetzt werden dürfen. 10.00 Uhr stand eine Pressekonferenz an, an der auch Präsident Uli Hoeneß und Dremmler teilnahmen.
Willkommen zurück, Breno. Anfangs war ich dagegen. Mittlerweile muss ich aber sagen, dass ich falsch gelegen habe und finde es gut, dass der FC Bayern sich so um den Jungen kümmert und ihm bei der Resozialisierung so sehr hilft. Auch wenn er wohl abgeschoben wird.