Wenn man sich anschaut, in welcher Situation wir sind, wird man auch im Vorstand des Vereins zu keinem anderen Schluss gelangen, als dass eine Trennung von Kovac unvermeidbar ist. Welches Argument soll ihn denn noch halten? Ich spekuliere jetzt mal: Neuer hat im Verein und bei den Verantwortlichen ein sehr, sehr gutes Ansehen. Neuer ist, zumindest, soweit ich mich erinnere, der einzige Spieler, der auf der Meisterfeier im Stadion letztes Jahr eine zeitlang neben Kovac stand. Und selbst er, der in der Öffentlichkeit eigentlich immer sehr diplomatisch auftritt, stellt sich mittlerweile klar gegen Kovac. Ich glaube nicht, dass man noch einmal die Mannschaft darauf einschwören kann, sich hinter den Trainer zu stellen. Die Spieler sind in der Pflicht, aber das sind sie immer und das heißt nicht, dass sie einfach irgendetwas verändern können, wenn sie denn wollen. Trainierst du die Grundlagen nicht, sind die irgendwann einfach weg oder schwieriger zu spielen. Auch für Profis. Trainiert ein Gitarrist nicht immer wieder auch die Grundlagen, die einfachsten Griffe und Akkorde, hat er Schwierigkeiten, egal, was für ein Superstar er ist. Das wird man dann auf den Konzerten einmal merken. Nicht sofort, aber mit der Zeit. Profi oder Amateur - die Grundlagen sind die Gleichen.
Hinzu kommt eine völlig miserable Darstellung Kovacs. Er trainiert Weltklasse-Leute wie Lewandowski, Müller, Neuer, Kimmich, Alaba und so weiter, weist ihnen aber die Schuld an allem zu. Selbstkritik sehe ich keine bei unserem Trainer. Ich habe mich gegen den ultimativen Schluss lange gewehrt, aber in der Saison komme ich langsam zu dem Ergebnis, dass Kovac nichtmal im Ansatz einen Plan hat. Das mag an Polemik grenzen und sicher auch ein Stück ungerecht sein, aber der Mannschaft fehlt es ja mittlerweile daran, den Ball sauber zum Mitspieler zu bringen. Wir wollen hier großen Fußball sehen, gutes Verschieben, Dreiecke, Lösungen im letzten Drittel, Dominanz. Aber wir sehen eine Mannschaft, in der es nichtmal gelingt, den Ball sauber zu spielen. Das ist so, als würde man auf ein Konzert von Eric Clapton gehen und dieser Superstar schafft es alle fünf Minuten lang nicht, die leere dritte Seite anzuschlagen. Da wird das Publikum vielleicht nach dem ersten, zweiten Mal nicht unruhig. Aber irgendwann setzen Pfiffe ein - und Eric Clapton müsste man raten, an den einfachen Dingen zu arbeiten, um das alte Niveau zu erreichen. Derjenige aber, der bei uns für das Training zuständig ist, meint, man müsse sich nur wieder mehr konzentrieren. Das wird aber nicht reichen.
Und dennoch bleibe ich dabei, was ich gestern geschrieben habe: Ich glaube, Kovac bekommt noch das Spiel gegen Borussia Dortmund. Warum auch immer, aber das ist mein Gefühl.