Teil2
WELT AM SONNTAG: Ausschließlich der „nette Hansi“ können Sie aber nicht sein, dafür muss ein Bayern-Trainer zu viele harte Entscheidungen treffen. Verfügen Sie über eine natürliche Autorität? Oder mussten Sie bei Bayern erst härter werden?
Flick: Die Freundinnen meiner Töchter hatten damals immer Respekt vor mir (lacht). Jeder macht eine Entwicklung durch im Leben. Jupp Heynckes war in seiner ersten Amtszeit beim FC Bayern auch ein anderer Trainer als in seiner letzten.
WELT AM SONNTAG: Noch vor zwei Jahren hatte kaum jemand damit gerechnet, dass Sie noch mal Trainer werden. Sie waren Sportdirektor beim DFB und der TSG Hoffenheim. Gab es einen Schlüsselmoment, der Sie dazu brachte, wieder Trainer zu sein?
Flick: Die Zeit beim DFB hat mir viel Spaß gemacht. Wir haben eine Spielphilosophie entwickelt, die wir in der Trainerausbildung etabliert haben. Doch es war zu viel. In einem Jahr habe ich mal von Mai bis September nur 15 Nächte zu Hause geschlafen, das wollte ich so nicht mehr. Nur ein halbes Jahr später habe ich bei Hoffenheim angefangen. Mit der Situation dort konnte ich mich aber nicht wirklich anfreunden, danach habe ich mich ein Jahr fortgebildet. In dieser Zeit habe ich gespürt, dass ich wieder täglich mit einer Mannschaft arbeiten möchte. Das Entwickeln von Spielern macht mir einfach Spaß. Ich hatte zu der Zeit mehrere Angebote als Sportdirektor, bei einem Klub hätte ich mir die Position quasi aussuchen können. Doch ich wartete lieber ab. Für mich war klar: Wenn es wieder die Chance geben sollte, als Trainer zu arbeiten, werde ich sie ergreifen.
WELT AM SONNTAG: Dann kam das Angebot des FC Bayern, Assistenztrainer unter Niko Kovac zu werden.
Flick: Ganz ehrlich: Die ersten zwei Wochen war es nicht einfach. Es war rund fünf Jahre her, dass ich eine Mannschaft betreut hatte, zuletzt bei der WM in Brasilien. Ich habe etwas gebraucht, um da wieder komplett einzutauchen. Neulich habe ich während unserer Trainingseinheiten bei schönem Wetter einige Male gedacht: Mein Job ist einfach toll! Dieses Glücksgefühl war eine Bestätigung, dass ich mich damals richtig entschieden habe.
WELT AM SONNTAG: Spüren Sie gar keinen Druck?
Flick: Ich habe ganz wenig Anspannung vor einem Spiel. Miro Klose hat mir bei seiner ersten Partie als mein Assistent gesagt: Ich bin nervöser als du. Es liegt auch daran, dass ich ein wahnsinnig großes Vertrauen in die Mannschaft und ein großartiges Trainerteam um mich habe. Ich gehe gern mal einen Schritt zur Seite, damit mein Team in der Sonne stehen kann.
WELT AM SONNTAG: Wer ist Ihr wichtigster Ratgeber?
Flick: Meine Frau. Ich kenne sie, seit sie 15 ist. Ich war 18, das sind jetzt 37 Jahre. Wir sind gemeinsam einen weiten Weg gegangen und unterhalten uns über sehr vieles. Oft hat sie eine andere Perspektive auf die Dinge, das hat mir häufig den Blick geöffnet, um dann in die richtige Richtung zu gehen.