Superliga? Nein danke!

  • Eine wirklich typisch deutsche Diskussion.

    Alles wird besserwisserisch problematisiert beschrieben verteufelt zerredet ohne konkrete Lösungen/Vorschläge zu machen, aber wehe einer kommt mit einer Lösung/Vorschlag um die Ecke dann ist die Kakophonie wieder unerträglich.

    Wenn wenn wenn

    Hätte hätte hätte

    Defätistische Jammerei der Vollkaskomentalisten

  • Leider zutreffend beschrieben.


    Sollte aber kein Grund dafür sein, nicht trotz der Schwierigkeiten nach einer Lösung zu suchen. Wo ein Wille ist, ist meist auch ein Weg. Und Gesetze kann man ändern.

    Klar kann man Gesetze ändern - siehe EU. Die bekommen es doch auch kaum hin, ihre 27 Mitglieder unter einen Hut zu bekommen. Und bei der UEFA reden wir von 55 Mitgliedern.

    Natürlich muss man nach einer Lösung suchen. Solange aber einige meinen, dass die Verbände und Vereine eben nicht gleich sind, sondern einige eben gleicher, wird es halt schwierig.

    Nimm doch unser schönes 50+1. Und dann nehmen wir einen Verein, der ganze 20 Mitglieder hat, die auch noch alle beim Hauptgeldgeber angestellt sind.

    Aber die Mitglieder haben ja das volle Stimmrecht - neue braucht man nicht. Und deshalb wird ja 50+1 eingehalten - rein rechtlich!

    Wenn du in der DFL nicht mehr liquide bist, bekommst du keine Lizenz. Woanders kannst du ruhig knapp eine Milliarde Schulden habe ud es stört im Verband keinen. Manche scheuen sich ja nicht einmal den eigenen Staat um Hilfe zu bitten, damit ihre armen Vereine weiter einkaufen gehen - nicht Bürgschaft - nein nur Bares ist Wahres. Hat der italienische Verband ja gerade vorgemacht.

    Wo die Sonne der Erkenntnis tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.

  • Würde so ein Hard- oder Softcap denn verhindern, dass z.B. Quatar Airways einem Messi einen 25 Mio p.a. Sponsoring Vertrag gibt während PSG "nur" 10 Mio p.a. als Gehalt an ihn zahlt und dadurch das Salary Cap auf dem Papier einhalten würde?

    Auf dem Papier könnte man das als unzulässige Umgehung definieren, wenn ein mit einem Investor verbundenes Unternehmen einem Spieler Gelder zukommen lässt, die einem arm's-length-Vergleich nicht standhalten. Aber Papier ist Theorie; die Praxis ist bei solchen Dingen unendlich schwieriger.

    Ich sehe da nicht wirklich eine bombensichere Möglichkeit irgendwelche Gehalts-Konstrukte zu verhindern die das ganze versuchen zu umgehen.

    Genau das ist auch meine Befürchtung.


    Aber: "nicht bombensicher" ist m. E. immer noch besser als "wir machen nichts". Daher finde ich Regelungen, die das zulässige Budget für Gehälter an Umsätze knüpft, grundsätzlich zielführend. Vereine, die höhere Umsätze erzielen (z. B. weil sie bessere Sponsorendeals haben, weil sie sportlich erfolgreicher sind oder auch nur in einer Liga spielen, die einen besseren TV-Vertrag hat), haben in absoluten Zahlen mehr Geld für Gehälter zur Verfügung als Vereine mit niedrigeren Umsätzen.


    Ein derartiges Prinzip wirft m. E. vor allem vier wesentliche Probleme auf, mit denen man sich beschäftigen muss:


    1. Es müssen alle relevanten Player mitziehen. Eine individuelle Regelung wie in LaLiga führt zu einer Schwächung von LaLiga, wenn andere Ligen nicht mitziehen. Daher müsste jede Liga eines UEFA-Mitglieds mitziehen. Viel Spaß bei den Verhandlungen.


    2. Der Grundsatz höhere Umsätze = höheres Gehaltsbudget birgt das Risiko, dass existierende Verhältnisse zementiert werden. Vielleicht kann man dem mit abgestuften Prozentsätzen (Vereine bis x Mio. Umsatz haben ein Gehaltsbudget von 70%, Verein bis y Mio. Umsatz nur noch 65% usw.) entgegenwirken? Gibt sicher noch andere kreative Ideen. Aber: Muss man dem wirklich entgegenwirken? Ist das nicht die Belohnung für gutes Arbeiten? Spannende Diskussion.


    3. Schlupflöcher müssen so weit als möglich geschlossen werden. Und hier liegt m. E. die echte Krux. Es wird immer Vereine geben (nennen wir sie einfach mal PSG...), die kreative Wege entwickeln werden, die nicht eineindeutig untersagt sind. Und dann werden sie gegen jede Sanktion vor einem Schiedsgericht gute Aussichten haben. Dann wird man die Regularien nachschärfen (vielleicht). Und dann wird der nächste kreative Weg entwickelt und alles geht von vorne los.


    4. Sanktionen dürfen nicht nur in Geld bestehen. Die Verwendung des Begriffs "luxury tax" löst bei mir als Basketball-Fan aber das Bedenken aus, dass damit ein Prinzip wie in der NBA gemeint ist. Da ist nämlich die nahezu einzige Konsequenz, wenn ich den salary cap überschreite, dass ich Geld blechen muss. Wenn das auch hier so gemeint ist: Das Gelächter aus Paris, Manchester, Katar und Dubai dürfte sehr weit zu hören sein.

    0

  • Du sprichst die wichtigen und entscheidenden Punkte an, um die es geht.


    Man kann es grundsätzlich so regeln das man nicht zum CAS gehen kann.

    Siehe LaLiga- glaubt jemand das Barca nicht zum CAS Gericht etcetcetc gegangen wäre, wenn es eine Möglichkeit gegeben hätte, die wasserdichte LaLiga Regeln zu umgehen?


    Wichtig ist erst einmal einheitliche Regeln in den wesentlichen top5 Ligen zu etablieren.

    Es müssen auch nicht 55 Verbände zustimmen sondern zunächst das zuständige UEFA Komitee und Exekutive.

  • LOL in 55 Ländern einheitlich? Von Dir hätte ich das nicht erwartet… ;)


    Danke! ;)


    Aber erstens müssen vermutlich gar nicht in 55 Ländern Gesetze geändert werden. Und zweitens wäre die Alternative, gar nichts zu unternehmen.


    Unterm Strich geht es darum, langfristig auf europäischer Ebene attraktiven Fußball zu ermöglichen. Das ist jetzt nicht gerade die Quadratur des Kreises oder so...

    Wir essen Kinder #SatzzeichenRettenLeben

  • Wir sind uns ja eigentlich einig, dass etwas geschehen muss. Aber selbst wenn man sich mit den 55 Verbänden auf eine tragfähige Lösung einigt, wird es so sein, wie in allen anderen Bereichen des Lebens auch. Es wird immer welche geben, die sich sofort auf die Suche nach Schlupflöchern und "kreativen Lösungen" machen werden. Und wenn dann im wost case sich auch Städte oder Länder nicht zu schade sind, dafür zu sorgen, dass es ihren sportlichen Aushängeschildern nicht allzu schlecht geht, ist es halt ein schwieriges Unterfangen. In den USA sitzen in den Profiligen die jeweils 32 Vereinsbesitzer in ihrem geschlossenen System in einem Boot und sorgen gemeinsam dafür, dass es allen verhältnismässig gut geht. Davon ist man leider Gottes in den europäischen Ligen sehr weit entfernt. Das Paradebeispiel sind doch ManCity und PSG. Deren Besitzer sind sich spinnefeind und keiner gönnt dem anderen das Schwarze unter dem Nagel. Dagegen sind doch die diversen Wortscharmützel zwischen dem FCB und dem BVB MickeyMouse.

    Der Amerikaner gegen den Chinesen, der Brite oder Ami gegen den Oligarchen, Scheich gegen Scheich und so weiter.


    Der Profifußball ist ein Geschäft und da wird eben ohne eine gemeinsame Grundlage genauso mit Haken und Ösen agiert, wie im normalen Geschäftsleben.

    Wenn man sich einmal in die "Niederungen" des Amateursports begibt, trifft man doch - nur einige Nummern kleiner - genau das gleiche Spiel

    Der Verein X hat den besseren Sponsor und wirbt ungeniert Spieler bei der Konkurrenz ab, weil er es sich leisten kann.

    Und dann schafft man den Aufstieg und trifft da leider auf Vereine mit dem noch größeren Sponsor.

    Die Scouts der Profivereine schwärmen aus und holen die Talente von den kleinen Vereinen.


    Als mein Sohn Fußball spielte, sassen im Bereich des Verbands Mittelrhein bei der Verbandsmeisterschaft in Turnierform, wo eben nicht die "Grossen" am Start waren dan wie die Hühner auf der Stange die Scouts vom FC Köln, Bayer Leverkusen, Fortuna Düsseldorf, Fortuna Köln, Alemannia Aachen und sondierten schon in der E-Jugend, wen man denn brauchen könnte.

    Und als kleiner Verein hast du da auch keine Chance.

    Da brauchen wir doch gar nicht weit zu gehen -wo haben denn unsere Vereinslegenden Müller,Gerd und Thomas, Lahm, Schweinsteiger bis hin zu einem Lewandowski das Kicken angefangen. In Nördlingen, in Germ, in Pähl, in Oberaudorf und bei Delta Warszawa.

    Wo ist jetzt der Unterschied - außer dass der geneigte Fan eben immer die Besten sehen will.

    Wo die Sonne der Erkenntnis tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.

  • 3. Schlupflöcher müssen so weit als möglich geschlossen werden. Und hier liegt m. E. die echte Krux. Es wird immer Vereine geben (nennen wir sie einfach mal PSG...), die kreative Wege entwickeln werden, die nicht eineindeutig untersagt sind. Und dann werden sie gegen jede Sanktion vor einem Schiedsgericht gute Aussichten haben. Dann wird man die Regularien nachschärfen (vielleicht). Und dann wird der nächste kreative Weg entwickelt und alles geht von vorne los.

    Und das ist IMHO der Punkt, an dem sich hier die Geister scheiden. Ist es denn Aufgabe der UEFA das überhaupt zu beschränken?

    Außer in Deutschland ist es nahezu überall Gang und Gäbe, dass Vereine einem Eigentümer gehören, der auch ordentlich Kohle investiert. Solang der Verein die laufenden Kosten tragen kann, kann ich doch einem Eigentümer nicht verbieten, in sein eigenes Unternehmen zu investieren. Ob das durch Ablösesummen erfolgt, Immobilien wie Stadion oder Akademie, ist doch dann egal. Auch wirst du doch bei Werbeverträgen nie nachprüfen können, was im Rahmen ist und was nicht. Da würde am Ende jeder Verein vor ein Schiedsgericht gehen und die würden zu Gunsten des Vereins entscheiden.


    Geht es hier beim FFP am Ende darum, dass Vereine sich nicht überschulden? Wenn ja, dann zeigt die spanische Liga, dass die Liga das selbst kann bzw muss. Da ist eben jede Liga selbst gefragt, welche Konsequenzen sie draus zieht. Solang das laufende Geschäftsjahr gesichert ist, und damit die Teilnahme am Wettbewerb, ist doch für die UEFA alles gut. Mehr muss sie doch nicht interessieren.


    Geht es am Ende um Wettbewerbsgleichheit, dann sind wir halt wieder bei der Frage, wo du anfängst und wo du aufhörst. Rummenigge hat sehr deutlich gemacht, worum es ihm geht. Verhindern, dass der deutsche Fußball weiter absackt. Ich kann aber doch die anderen Vereine nicht benachteiligen, nur weil wir in Deutschland als Einzige an 50+1 festhalten wollen. Und die vergangenen 30 Jahre haben gezeigt, dass hier genauso Vereine insolvent gehen wie woanders auch. Dortmund, Lautern, 1860, Hamburg, eventuell bald Schalke.


    Wenn also diese Wettbewerbsfähigkeit das Ziel ist, an wem orientiert man sich denn dann? An den Top 5 Ligen? Warum nicht an Österreich, oder Bulgarien? Wo ziehst du da die Grenze? Das kann doch nicht das Ziel sein.


    Solang du kein in sich geschlossenes System hat, in dem alle Vereine den selben nationalen Steuergesetzen, etc unterliegen, wirst du nie Gleichheit herstellen können, insofern ist und war FFP schon immer nichts anderes als ein Schuss in den Ofen. Entweder öffnet man sich dann als nationaler Verband den Möglichkeiten, die es gibt, oder man lässt es, aber dann kann ich nicht die anderen dafür verurteilen. Und gerade mit Blick auf unsere nationale Ausnahmestellung muss man sich hier gleich doppelt überlegen, was für Interessen man vertritt.


    Nachdem das gesagt ist, bleibe ich aber dabei. Die Superliga ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Sie wird über kurz oder lang kommen, einfach weil das wirtschaftliche Gefälle auf nationaler Ebene durch die internationalen Einnahmen nicht mehr zu kitten ist. Wenn wir dann in ein paar Jahren regelmäßig 10 Spiele + KO Runde haben, gilt das auch für Dortmund, Leipzig und vermutlich Leverkusen. Dann werden sich die Top 4 noch mehr vom Rest der Bundesliga absetzen. Wir steuern dann auf eine Milliarde zu, die anderen drei auf 300-500 Millionen, während sich für die Freiburgs und Bochums überhaupt nichts ändert. Viel Spaß dann künftig mit der Spannung in der Bundesliga.

    "When life gives you lemons, go murder a clown."

  • Ich widerspreche dir nur in einem Punkt - gib Freiburg das Geld, was ein HSV oder S04 in den letzten 10 Jahren verbrannt hat und Freiburg wäre mindestens das Sevilla der 1. Liga wenn nicht dauerhaft in der CL.

    Wo die Sonne der Erkenntnis tief steht, werfen auch Zwerge lange Schatten.

  • Würde so ein Hard- oder Softcap denn verhindern, dass z.B. Quatar Airways einem Messi einen 25 Mio p.a. Sponsoring Vertrag gibt während PSG "nur" 10 Mio p.a. als Gehalt an ihn zahlt und dadurch das Salary Cap auf dem Papier einhalten würde?


    Ich sehe da nicht wirklich eine bombensichere Möglichkeit irgendwelche Gehalts-Konstrukte zu verhindern die das ganze versuchen zu umgehen. Nicht wenn es nicht ein geschlossenes System für Spieler gibt wo die Spieler bei der UEFA oder FIFA unter Vertrag sind und von dort mittels eines Draft System an die Vereine weitergereicht werden, wie es in den US Sportarten der Fall ist.


    Und selbst in so einem Fall, könnte noch immer der Vereinseigner zusätzliche Gelder per Direkt-Sponsoring an die Spieler zahlen. Wäre wohl nur zu verhindern wenn die FIFA/UEFA sämtliche Einnahmen der Spieler kontrollieren würde.

    und selbst dann käme man drumherum.

    Dann würde halt plötzlich Frau Messis Modekollektion von Scheich XYZ für 100 Mio gekauft oder George Alabas neuestes Bild.

    Dieses Konstrukt wird sich nicht mehr eindämmen lassen, solange da Staaten am Werk sind, die derart verzweigt sind, dass sie Geld auf unendlich vielen Wegen an die Spieler schachern können.

    Give a man fire, he‘ll be warm for a day.

    Set a man on fire, he‘ll be warm for the rest of his life. - Rincewind

  • [..]


    Nachdem das gesagt ist, bleibe ich aber dabei. Die Superliga ist nur aufgeschoben, nicht aufgehoben. Sie wird über kurz oder lang kommen, einfach weil das wirtschaftliche Gefälle auf nationaler Ebene durch die internationalen Einnahmen nicht mehr zu kitten ist. Wenn wir dann in ein paar Jahren regelmäßig 10 Spiele + KO Runde haben, gilt das auch für Dortmund, Leipzig und vermutlich Leverkusen. Dann werden sich die Top 4 noch mehr vom Rest der Bundesliga absetzen. Wir steuern dann auf eine Milliarde zu, die anderen drei auf 300-500 Millionen, während sich für die Freiburgs und Bochums überhaupt nichts ändert. Viel Spaß dann künftig mit der Spannung in der Bundesliga.

    Den Teil in [..] unterschreibe ich. Beim letzten Absatz bin ich nicht Deiner Meinung. Ich denke nicht, dass die Engländer da noch mitmachen. Für die dürfte dieses Thema längere Zeit tabu sein.

    0

  • Den Teil in [..] unterschreibe ich. Beim letzten Absatz bin ich nicht Deiner Meinung. Ich denke nicht, dass die Engländer da noch mitmachen. Für die dürfte dieses Thema längere Zeit tabu sein.

    In der Form wie es angedacht war, sicherlich. Wenn ich mir aber ansehe wie das neue CL Format aussehen wird, dann halte ich die Superleague für besser., weil ehrlicher. Das neue 36er Modell mit 20-22 Teilnehmern aus den Top 5 Ligen inklusive Wildcards hat doch mit sportlichem Wettbewerb und Qualifikation auch nichts mehr zu tun. Das ist genau so eine geschlossene Gesellschaft, nur dass es unter dem Dach der UEFA stattfindet. Und ich fresse nen Besen, wenn dieses Modell nicht binnen kürzester Zeit weiter überarbeitet wird.


    Ich würde schon jetzt darauf wetten, dass man die Europa League und die Conference League als eine Art zweite und dritte Liga etablieren wird, bei der es am Ende dann vielleicht 2 Auf- und Absteiger geben wird. Dann hat man auf Vereinsebene mehr oder weniger das gleiche Modell wie bei der Nationsleague.


    Die Europaliga wird kommen bzw ist sie für die "erste" Liga ja bereits beschlossen.

    "When life gives you lemons, go murder a clown."

  • Die UEFA wird neben der Neustrukturierung der CL und EL, Einführung eines payroll caps auch den Abschluss mit Centricus bekanntgeben über ein Volumen von 6 Mrd Euro. Das sind 2 Mrd mehr als die Superleague.

  • Hainer sagt genau das richtige:

    Es kommt auf klare Konsequenzen an


    Herbert Hainer: "I'm not convinced at all of this luxury tax. In the event of violations, a club pays 100 million euros in luxury tax, which is shared among the other clubs. This money is not a big help for these clubs and does not really hurt the money giants either" [Kicker]


    Hainer: "For fair competition, we need valid regulations with clear consequences. These mild attempts at sanctions have too often been revised or toned down in the past. It doesn't work that way"

  • Das dürfte dann das endgültige Ende der ESL in der vorliegenden Form sein


    ECA EXECUTIVE BOARD ACCEPTS CLUBS’ REQUESTS TO RETAIN ECA MEMBERSHIP

    Following the receipt by ECA of specific requests asking the ECA Board to consider the withdrawal of their previous resignation requests of April 2021, the ECA Executive Board has agreed that the following clubs will retain their ECA ordinary membership for the current 2019-23 ECA membership cycle: AC Milan, Arsenal FC, Chelsea FC, Club Atlético de Madrid, FC Internazionale Milano, Liverpool FC, Manchester City FC, Manchester United FC and Tottenham Hotspur FC (“Clubs”).

    In its decision, and after an exhaustive process of re-engagement by the Clubs and re-assessment by ECA over recent months, the ECA Executive Board took into consideration the Clubs’ acknowledgement that the so-called European Super League project (“ESL Project”) was not in the interests of the wider football community and their publicly communicated decisions to abandon said ESL Project completely. The ECA Board also acknowledged the Clubs’ stated willingness to engage actively with ECA in its collective mission to develop European club football – in the open and transparent interests of all, not the few.

    This decision of the ECA Board marks the end of a regrettable and turbulent episode for European football and aligns with ECA’s relentless focus to strengthen unity in European football. Through this period of unprecedented challenge, ECA has firmly established itself as the only organisation through which the leading clubs in Europe can promote and protect their interests in football, whilst also developing the competition landscape and reinforcing the centrality of clubs in the governance of European football.

    ECA can now proceed with renewed unity and solidarity to continue the important work needed to stabilise and develop European club football – at a time when this is needed the most.

  • SPIEGEL: Wie moralisch flexibel müssen Sie heute als Uefa-Präsident sein?

    Čeferin: Ich versuche, es nicht zu sein. Aber das können Sie wahrscheinlich besser beurteilen als ich.

    SPIEGEL: Die Uefa hat die U-19-Europameisterschaft der Frauen im Jahr 2025 an Belarus vergeben. Auf welchem moralischen Kompass beruht diese Entscheidung?

    Čeferin: Schauen Sie, auch in Belarus gibt es Leute im Verband, die versuchen, den Frauenfußball zu entwickeln. Sollten diese Frauen nicht in der Lage sein, zu Hause zu spielen?

    SPIEGEL: Präsident Alexander Lukaschenko wird ein solches Turnier dazu missbrauchen, sein Image zu verbessern.

    Čeferin: Das ist immer ein Dilemma. Nach allem, was wir heute wissen, würden wir nicht mehr so entscheiden. Im Moment ist die Situation unerträglich. Und wenn sie sich nicht ändert, können wir dort auch kein Turnier ausrichten.

    SPIEGEL: Während der EM im Sommer haben Sie verboten, das Münchner Stadion in Regenbogenfarben auszuleuchten. Gleichzeitig wurden die Social-Media-Accounts der Uefa mit den Farben geschmückt. Und die Idee, Regenbogenfahnen an die Zuschauer zu verteilen, fanden Sie auch gut. Wer soll das noch verstehen?

    Čeferin: Die Position der Uefa ist klar: Wir respektieren jeden Menschen. Aber sobald ein Politiker wie der Oberbürgermeister von München will, dass die Uefa gegen die Regierung eines anderen Landes protestiert, in diesem Fall Ungarns, ziehen wir eine Grenze. Wir sind kein politisches Werkzeug und werden es auch nie sein.

    SPIEGEL: Der Fall hat die Uefa viel Popularität gekostet.

    Čeferin: Das glaube ich nicht. Wir sind sowieso nicht sehr beliebt, das sind Verbände nie. Du kannst dich zerreißen, und die Leute sagen trotzdem: Denen geht es nur ums Geld.

    SPIEGEL: Hat die ungarische Regierung unter Orbán Ihnen für Ihr Eingreifen gedankt?

    Čeferin: Nein. Als die Medien wegen dieser Entscheidung gegen die Uefa Sturm liefen, hat unsere Disziplinarkommission gleichzeitig gegen den ungarischen Verband wegen rassistischer Äußerungen seiner Fans ermittelt. Die mochten uns also auch nicht besonders.

    SPIEGEL: Mancher Rufschaden ist hausgemacht. Zum Beispiel, dass die Finalspiele in Wembley zu Superspreading-Events wurden.

    Čeferin: Kommen Sie, das ist ein politisches Spiel, typischer Populismus. Nach der Partie Schottland gegen England wurde berichtet, dass Tausende Menschen sich infiziert hätten. Alle im Stadion waren getestet, geimpft oder genesen. Zur gleichen Zeit waren 20.000 Menschen in den Londoner Pubs. Und unsere Spiele sollen das Superspreading-Event gewesen sein?

    SPIEGEL: Während des Finales haben sich laut der britischen Gesundheitsbehörde etwa 3000 Menschen infiziert.

    Čeferin: Das ist problematisch. Und dennoch: Das Stadion war der am besten kontrollierte Ort. Wir können nicht beeinflussen, was nach den Spielen in den Städten passiert.

    SPIEGEL: Die Uefa hat die britische Regierung angehalten, so viele Menschen wie möglich ins Wembley-Stadion zu lassen.

    Čeferin: Nein, das haben wir nicht. Wir haben nie gesagt, dass das ganze Stadion voll sein muss.

    SPIEGEL: Aber Sie haben damit gedroht, das Finale nach Budapest zu verlegen, wo Orbán volle Ränge garantierte.

    Čeferin: Selbst das haben wir nie getan.

    SPIEGEL: Sie haben durchblicken lassen, dass die Uefa einen Ersatzplan für Wembley habe.

    Čeferin: Wir haben immer einen Notfallplan. Die Medien beschweren sich ständig über Ungarn, über Russland. Tatsächlich gehörte Dänemark zu den ersten Ländern, die wieder Tausende Zuschauer im Stadion zugelassen haben. Und dort gab es nicht viele Infektionen. Ich finde, die EM war ein Erfolg.

    SPIEGEL: Die Spiele wurden unter anderem von den Sponsoren Alipay, Qatar Airways und Gazprom präsentiert. Unternehmen aus Ländern, in denen Menschenrechte missachtet werden. Können Sie verstehen, dass das die Leute befremdet?

    Čeferin: Nein, das sind seriöse Unternehmen. Es ist einfach zu sagen, dass die Uefa jedes Land genau unter die Lupe nehmen und jeden Sponsor, jedes Unternehmen, jede Regierung überprüfen sollte. Dann hätten wir bald kein Geld mehr, um etwa die Kinder in Slowenien beim Fußballspielen zu unterstützen.

    SPIEGEL: Es ist Ihnen also gleichgültig, woher das Geld kommt?

    Čeferin: Moment mal. Wir nehmen doch kein Geld von Drogenkartellen. Das sind seriöse Unternehmen, die investieren wollen, um den Fußball zu fördern – und natürlich auch, um sich selbst zu präsentieren. Ich respektiere diese Firmen sehr. Für mich ist die Entwicklung des Fußballs das alles Entscheidende. Es mag für Sie in Deutschland schwer zu verstehen sein, aber ohne die Uefa wäre der Fußball in 45 von 55 europäischen Ländern tot.

    SPIEGEL: Übertreiben Sie da nicht?

    Čeferin: 70 Prozent des Budgets des slowenischen Verbands stammen von der Uefa. Es gibt dort keine großen Sponsoren, das ist kein großer Markt. Im September wird der slowenische Verein NŠ Mura in der Conference League gegen Tottenham Hotspur spielen. Für TV-Rechte erhält Mura 80.000 Euro pro Jahr, Tottenham 155 Millionen. Sie machen es sich mit Ihrer Kritik an unseren Sponsorenverträgen zu einfach.

    SPIEGEL: Ihr größtes Problem ist derzeit die Drohung einiger Vereine, sich von der Uefa loszusagen und eine Super League zu gründen. Könnte die Uefa ohne die Champions League überleben?

    Čeferin: Auch wenn zwölf Vereine aus der Champions League ausscheiden würden, bliebe das Turnier bestehen. Es wäre dann natürlich kleiner, und es gäbe weniger Geld zu verteilen, auch Deutschland bekäme weniger. Aber was ist eigentlich das Problem dieser Super-League-Vereine? Sie hätten die gleichen Einnahmen wie wir sie bieten – mit dem Unterschied, dass wir das Geld mit allen teilen. Die Uefa schüttet 93,5 Prozent aller Einnahmen wieder aus. Jede sonstige Agentur würde mindestens 10 Prozent für sich behalten. Diese Typen haben versucht, den Fußball zu töten.

    SPIEGEL: Trotz des im April gescheiterten Versuchs, eine Super League zu gründen, wollen sich Real Madrid, der FC Barcelonaund Juventus Turin immer noch absetzen. Wie wollen Sie das verhindern?

    Čeferin: Es macht mir überhaupt nichts aus, wenn die sich abspalten. Was ich ganz lustig finde: dass die gehen wollen und sich gleichzeitig für die neue Champions-League-Saison angemeldet haben. Die können doch nicht in unserem Wettbewerb spielen und dann noch ihren eigenen hochziehen. Ich habe in Ihrem Magazin gelesen, dass die jetzt Lobbyisten bezahlen, die uns als Uefa diskreditieren wollen, die Journalisten und Politiker beeinflussen wollen. Das ist verrückt.

    SPIEGEL: Wie haben Sie reagiert, als Sie das gelesen haben?

    Čeferin: Ich habe einem hochrangigen Mitglied der EU-Kommission eine Textnachricht geschickt und ihm den Artikel angehängt. Er hat geantwortet, die müssten wirklich dumm sein, wenn sie glaubten, dass sie Leute dafür bezahlen könnten, um Meinungen zu ändern. Er hat seine Nachricht mit den berühmten Worten von Dolores Ibárruri während des Spanischen Bürgerkriegs beendet: »No pasarán«, sie werden damit nicht durchkommen.

    SPIEGEL: Warum geben diese Klubs nicht auf?

    Čeferin: Das sollten Sie die Vereine direkt fragen. Manche Klubs haben einfach inkompetente Chefs. Die beschweren sich, dass die Gehälter zu hoch seien. Nur wer hat diese Verträge denn unterschrieben? Ich nicht!


  • Teil 2



    SPIEGEL: Sie spielen auf den FC Barcelona an, der sich von Lionel Messitrennen musste, weil er sich dessen astronomisches Gehalt nicht mehr leisten konnte.

    Čeferin: Auch Real Madrid hat gejammert, dass der Verein nur überleben könne, wenn es eine Super League gäbe. Und jetzt hat er versucht, Kylian Mbappé für 180 Millionen Euro zu kaufen? Vielleicht war es ja gut, dass alles so passiert ist. Die Fans haben diesen Leuten ihre Lektion erteilt.

    SPIEGEL: Eine der treibenden Kräfte hinter diesen Plänen war Andrea Agnelli, der Präsident von Juventus Turin und damals Vorsitzender der einflussreichen Klubvereinigung ECA. Sie haben sich mal als seinen Freund bezeichnet. Stimmt es, dass Sie der Patenonkel eines seiner Kinder sind?

    Čeferin: Ja, seiner Tochter. Es war eine Ehre für mich, als er mich damals gefragt hat. Ich mag die anderen Familienmitglieder auch weiterhin sehr. Offensichtlich habe ich bei ihm einen Fehler gemacht und ihn falsch eingeschätzt. Immerhin hat die Sache mit der Super League gezeigt, dass Nähe kein Problem war. Gekungelt haben wir nun wirklich nicht. Agnelli und ich sind so weit voneinander entfernt, wie man nur sein kann.

    SPIEGEL: Der katarische Geschäftsmann Nasser Al-Khelaifi, Präsident von Paris Saint-Germain, hat von der Rebellion profitiert. Er ist durch diese Krise zu einem der mächtigsten Fußballmanager geworden.

    Čeferin: Persönlich hat Khelaifi keinen großen Nutzen davongetragen. Der Fußball hat gewonnen, weil er uns unterstützt hat.

    SPIEGEL: Er ist Vorsitzender der ECA geworden, die die Interessen der europäischen Fußballvereine vertritt, er sitzt im Uefa-Exekutivkomitee und ist in alle Entscheidungsprozesse eingebunden.

    Čeferin: Khelaifi ist ein Vertreter der Vereine. Er muss ständig mit den Klubs sprechen. Das ist ein komplizierter Job.

    SPIEGEL: Warum hat er sich auf Ihre Seite geschlagen?

    Čeferin: Ich war beeindruckt, dass er so zu uns gestanden hat. In der Öffentlichkeit herrschte die Meinung vor, dass die neureichen Klubeigentümer die Super League wollten. Aber es stellte sich heraus, dass es vor allem drei europäische Vereinsbosse waren, die uns angegriffen haben. Und ein nicht europäischer Vereinspräsident ist uns treu geblieben, neben Bayern München und Borussia Dortmund.

    SPIEGEL: Jetzt spielen in Paris Messi, Sergio Ramos, Mbappé und Neymar. Wie sehr ist dieser Transferrausch von PSG politisch motiviert? Schließlich wird im kommenden Jahr die Fußball-WM in Katarausgetragen.

    Čeferin: Glauben Sie, dass Paris wegen der WM in Katar Spieler holt? Ich nicht.

    SPIEGEL: Sie halten PSG nicht für ein politisches Projekt Katars?

    Čeferin: Nein, die wollen einfach die Champions League gewinnen wie jeder andere Klub auch.

    SPIEGEL: Und wenn sie gewinnen, wollen sie natürlich, dass man überall den Schriftzug »Katar« sieht, während sie die Trophäe in die Höhe stemmen.

    Čeferin: Die wollen für ihre Marken werben, so wie wir für unsere Sponsoren.

    SPIEGEL: Nur geht es hier nicht um Marken, sondern um den autoritären Staat Katar. Ist das für Sie kein Problem?

    Čeferin: Nein. Von mir aus kann jedes Land beworben werden. Solange sich alle an die Regeln halten, sehe ich überhaupt kein Problem.

    SPIEGEL: Sie haben sich mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und mit Vizepräsident Margaritis Schinas getroffen. Als die Super League angekündigt wurde, hat Schinas Sie unterstützt, ebenso wie Emmanuel Macron und Boris Johnson. Hat die Uefa das nötig?

    Čeferin: So etwas hilft immer. Ich bin froh, wenn ich sehe, dass Politiker für die gute Sache eintreten. Aber ich habe nicht lobbyiert und auch nicht mit Macron geredet. Die Super League läuft der öffentlichen Meinung zuwider – das spüren Politiker natürlich.

    SPIEGEL: Sie halten es für problematisch, wenn Politiker in München den Fußball für ihre Botschaften nutzen. Warum ist es dann kein Problem, dass die Uefa Politiker benutzt, um ihre Macht zu erhalten?

    Čeferin: Weil alles innerhalb eines politischen Rahmens geschieht. Alles in der Gesellschaft hängt von politischen Entscheidungen ab. Was hätte ich tun sollen – den Politikern sagen, sie sollten sich nicht einmischen?

    SPIEGEL: Haben Sie eine Reaktion aus Deutschland vermisst?

    Čeferin: Ja, vor allem weil die deutschen Fans besonders lautstark gegen die Super League protestiert haben. Aber ich habe keine Politiker angerufen. 48 Stunden lang wurde ich durchgeschleudert wie in einer Waschmaschine. Ich habe nicht geschlafen, gegessen oder getrunken. Und es war nach diesen zwei Tagen nicht vorbei. Mir sind auch später noch sehr seltsame Dinge passiert.

    SPIEGEL: Zum Beispiel?

    Čeferin: Einmal war ich mit meiner Frau im Auto auf dem Weg zu einer Theateraufführung. Da rief ein Berater der Super League an und schlug mir vor, ich sollte mich mit ihnen verbünden: Die Uefa solle die Super League organisieren. Ich sagte ihm, dass ich verrückt wäre, wenn ich das tun würde. Er erwiderte, dass sie viel Geld und Einfluss hätten und mich verklagen würden, wenn ich nicht einlenkte. Er drohte mir mit einer Strafanzeige! Ich sagte ihm, dass ich mich, erstens, einen Dreck um seine angebliche Anzeige scheren würde. Und zweitens: Wenn er tatsächlich so etwas unternähme, sollten sie sichergehen, dass ich in Handschellen abgeführt würde. Wenn das die Fußballgemeinde sehen würde, wären er und seine Leute erledigt. Meine Frau war total schockiert. Von dem Typ habe ich danach nichts mehr gehört.

    SPIEGEL: Sie haben zum Glück den schwarzen Gürtel in Karate.

    Čeferin: Ich bitte Sie! Eine Strafanzeige? Wofür? Ich habe gesagt, ich will die Super League nicht, ich habe keine Drogen geschmuggelt oder sonst etwas.

    SPIEGEL: Die Super League will eine Art Gehaltsobergrenze einführen. Befürworten Sie eine solche Regel?

    Čeferin: Eigentlich schon. Aber wir müssen sehen, ob die EU solch ein Modell zulässt.

    SPIEGEL: Sie plädieren zudem für eine Luxussteuer, sie soll die bisherige Financial-Fair-Play-Regelung ablösen. Wie soll das aussehen?


    Čeferin: Wir sollten in Zukunft statt von Financial Fair Play eher von Competitive Balance sprechen. Es geht darum, die Ausgaben der Vereine zu begrenzen. Wenn sie ein Limit überschreiten, müssen sie eine Art Steuer entrichten, die auf andere Vereine umverteilt wird.

    SPIEGEL: Das würde den finanzstarken Vereinen ermöglichen, so viel für Spieler auszugeben, wie sie wollen. Vorausgesetzt, sie zahlen dafür ein bisschen Luxussteuer.

    Čeferin: Diese Steuer müsste schon sehr, sehr hoch sein. Wenn die Regel lautet, dass ein Verein nur 300 Millionen Euro ausgeben darf, es aber 500 Millionen werden, dann müsste er womöglich weitere 200 Millionen zahlen, die an die anderen gehen. Das muss ein robustes Regelwerk sein. Noch ist nichts entschieden.

    SPIEGEL: Wann ist mit einer Entscheidung über die Luxussteuer und die Gehaltsobergrenze zu rechnen?

    Čeferin: Ich hoffe, zum Ende des Jahres, spätestens bis zum Ende der laufenden Saison.

    SPIEGEL: Planen Sie, sich 2023 zur Wiederwahl zu stellen?

    Čeferin: Ja, ich mag diesen Job. Er ist stressiger, als ich je gedacht hätte. Aber ich liebe den Fußball. Im Moment ist mein Leben einfach großartig.

  • Rädelsführer Pérez aber hält an seinem Plan von einer Super League fest. Er soll den Klubs noch höhere Einnahmen bringen als die Champions League, der Premiumwettbewerb des europäischen Fußballverbands Uefa. Gelder, die die hoch verschuldeten Vereine dringend benötigen.

    »Kugelsicher« gegen die Angriffe der Super-League-Gegner

    Es gibt noch immer eine Super-League-Firma mit Sitz in Madrid und die dazugehörige Website. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit sollten sich Vertreter von Real Madrid, ihre verbliebenen Verbündeten aus Barcelona und Turin sowie spanische Geschäftsmänner in einer wöchentlichen Telefonkonferenz über die nächsten Schritte abstimmen. Die regelmäßige Besprechung wurde jedenfalls bei einer Sitzung des Führungsgremiums im Juli beschlossen, wie aus einem Protokoll des Treffens hervorgeht.

    Pérez und seine Leute wollen die Super League unbedingt durchboxen. Und die Agentur Flint soll ihnen dabei helfen. Sie hat eine Strategie entworfen, wie das Format gegen alle Widerstände doch noch umgesetzt werden könnte.

    Das Konzept liegt dem SPIEGEL vor, es umfasst zehn Seiten und trägt den Titel »Der Super League den Weg bereiten: die Strategie für Wiederaufbau, Reset – und Sieg«.

    Flint verspricht in dem Papier, eine Kampagne aufzugleisen, die »kugelsicher« gegen die Angriffe der Super-League-Gegner sein wird. Die Experten raten ihren Auftraggebern davon ab, noch einmal mit einer Hauruck-Aktion wie im Frühling nach vorn zu preschen. Stattdessen hat das Flint-Team einen langfristigen Stufenplan entwickelt. Er sieht vor, die Uefa als Hüterin der Europapokalwettbewerbe zu diskreditieren und aus dem Spiel zu nehmen.

    Die »Super League 2.0«, so heißt es in dem Papier, werde politischen Entscheidern und Medien »eine glaubwürdigere Plattform geben, um deren Kernbotschaften gegenüber politischen Entscheidern und Medien zu vermitteln: dass der europäische Fußball ein neues Geschäftsmodell braucht und das missbräuchliche Monopol der Uefa gebrochen werden muss«.

    Dass ausgerechnet die Uefa sich als Bewahrerin des reinen Fußballwettbewerbs inszeniert, ist kurios. Schließlich hat der Verband in den vergangenen Jahren mit seinen Reformen des Europapokals und der Prämienverteilung dafür gesorgt, dass die großen Klubs zunehmend bevorzugt werden. In dieser Saison schüttet die Uefa an die Teilnehmer ihrer Wettbewerbe 2,7 Milliarden Euro aus.

    Aus dem Flint-Konzept geht hervor, dass die Rebellen genau dies als Missstand herausarbeiten wollen: Fußballvereine seien »systematisch unterfinanziert«, ihr Einkommen aus den Uefa-Wettbewerben »unbefriedigend«.


    Davon, dass die Klubs kein Einnahme-, sondern ein Kostenproblem haben, findet sich im Konzept der Lobbyisten kein Wort. Dabei drücken allein den FC Barcelona Schulden in Höhe von 1,35 Milliarden Euro. Auch Juventus Turin und Real Madrid sind hoch verschuldet und stehen wegen der Misswirtschaft der vergangenen Jahre und hohen Einbußen während der Pandemie mit dem Rücken zur Wand.

    Das macht die Pläne der Abtrünnigen so gefährlich. Zumal sie erste Erfolge vorweisen können. Ein Richter aus Madrid hat sich auf die Seite von Pérez und seinen Mitstreitern geschlagen.

    Der Jurist ist der Meinung, die Gründung einer eigenen Liga abseits der Uefa-Strukturen sei durch das Wettbewerbsrecht der EU gedeckt. Die Bestrafung der Rebellen samt aller von der Uefa angedrohten Sanktionen, wie etwa ein möglicher Ausschluss der Putschisten von allen Europapokalwettbewerben, sei also null und nichtig.

    Die Uefa will juristisch dagegenhalten, der Streit wird wohl vor dem Europäischen Gerichtshof in Luxemburg entschieden und kann sich noch Jahre hinziehen.


    »Die Herzen und Köpfe« von Fans und Meinungsmachern erobern
    Die Rechtsexperten von Flint sehen Chancen auf einen Sieg vor dem EuGH, der die Super League dann höchstrichterlich legitimieren würde. Allein vor Gericht zu gewinnen, ohne »die Herzen und Köpfe« von Fans und Meinungsmachern zu erobern, so heißt es in dem Konzeptpapier, werde allerdings »nicht ausreichen«.

    Die Lobbyisten wollen deshalb das negative Image der Super League umkehren. Mit »diskreten Veranstaltungen« und Briefings für ausgewählte Politiker, EU-Bürokraten und Journalisten sollen die Rebellen den Entscheidern die Sorgen nehmen.

    Flint listet in dem Konzeptpapier Zielpersonen auf, die beeinflusst werden sollen, unter ihnen eine enge Mitarbeiterin von Kommissionsvizepräsident Margaritis Schinas, fußballbegeisterte EU-Parlamentarier wie der polnische Abgeordnete und ehemalige Fußballer Tomasz Frankowski und »Meinungsführer« aus den Medien wie die Brüsseler Korrespondenten der »Financial Times« oder der »FAZ«.

    Die Flint-Leute bieten an, die Super-League-Gründer auf die Gespräche mit Kontaktpersonen vorzubereiten. Die Klubs sollten Transparenz signalisieren, aber auf keinen Fall zu viele Details preisgeben, die dann »zu Konflikten führen könnten«. Vielmehr gehe es darum, den VIPs das Gefühl zu vermitteln, dass sie »privilegierten Zugang« zur Super League hätten.

    Das ganze Theater bringe allerdings wenig, solange Pérez und seine Verbündeten nicht von ihren Maximalforderungen abrückten, so räumen die Flint-Strategen ein: Ein Konzept mit einem komplett geschlossenen Zirkel von Topklubs ohne Auf- und Absteiger laufe Gefahr, vor dem EuGH zu scheitern. Die Durchlässigkeit der Ligen, die Möglichkeit, sich durch sportlichen Erfolg für eine höhere Aufgabe zu qualifizieren, gehört zum Wesen des europäischen Fußballs.

    Die Flint-Experten weisen in ihrem Papier darauf hin, dass es keinen Sinn ergebe, abermals mit einer Liga anzutreten, die sich gegen dieses Prinzip stellt. Fans und Politik würden erneut Sturm laufen.