Zur Meisterfeier am 25. Mai 2019 war ich mit meiner Frau ab 13 Uhr auf dem Marienplatz.
Unser Antrieb war nicht, schön unterhalten zu werden, sondern um der Leistung der Mannschaft und dem Verein mit unserer Anwesenheit Respekt zu zollen. Von daher war ich zufrieden mit dem Ablauf dieser Feier, lese aber heraus, dass hier mehr der Unterhaltungswert im Vordergrund stehen soll. Da in Zukunft und hoffentlich weiter regelmäßig mit Meister-Feiern zu rechnen ist, habe ich hierzu im Folgenden ein paar Vorschläge zusammen gefasst, die angenommen, diskutiert oder verworfen werden können.
Weg von der Zentralisation der Feier Rathausbalkon!
Da bisher die Feierlichkeiten mit dem Erscheinen der Mannschaft und dem Trainer-Team ausschließlich auf den Rathausbalkon ausgerichtet sind, steht und fällt das Feiergeschehen eben mit dem Erscheinen. Die Wartezeit wurde von einem Alleinunterhalter versucht, zu überbrücken. Zur Abwechslung kamen die zwei Gitarristen auf den Balkon, die wohl mit im Mannschaftsbus waren, und brachten zwei Lieder zum Besten, was nur mäßig Anklang beim Publikum fand. Der Alleinunterhalten hatte teilweise sichtliche Mühen, die Stimmung zu halten, weil er unter anderem die Bässe für einen Scherz abregelte, den er manchmal zum Besten zu geben meinte. Das hat die sich eigentlich bewegende Menge wieder in Ruhe versetzt und für wiederkehrende Unterbrechungen gesorgt.
Gut und schön waren die beiden Leinwände mit den kurzen Clips und Zusammenfassungen zu Spielern und Verein.
Mein Vorschlag ist jedoch, um mehr einen Party-Charakter zu generieren, losgelöst von den mehr oder minder gelungenen Ereignissen auf dem Rathausbalkon, den Platz mit Partymusik zu beschallen, ähnlich wie am Faschingsdienstag auf dem Marienplatz. Das Erscheinen der Mannschaft ist dann zeitlich unabhängiger vom Party-Geschehen auf dem Marienplatz, soll jedoch dann – je nach Eintreffen und Würdigung im Rathaus selbst – der Party als eigenes Element hinzu gefügt werden. Eine Unterbrechung für Vorstellung, Verabschiedung und Dankesworten bildet ein eigenes Event, welches dann in der Fortsetzung der Party übergeht.
Das Vorstellen der Mannschaft war herrlich anzusehen, auch wenn alle Mitglieder übermüdet erschienen, was jedoch vollkommen verständlich war. Nach dem offensichtlich sehr anstrengenden Spiel gegen RB Leipzig, den anschließenden ausgiebigen Feierlichkeiten, dem Flug zurück nach München, der Busfahrt und dann dem Empfang im Rathaus ist es absolut nachzuvollziehen, dass die Kräfte dann für eine weitere Feier geschwunden sind. Als Franck Ribéry zur postulierten Ansprache anstimmte, war deutlich zu hören, dass er bereits vorstrapaziert war, was mit Lachen und Beifall bemerkt wurde. Auch bei den anderen Spieler war es an den Stimmbändern zu hören, Arjen und Manu waren hier noch die festesten.
Um eine eigentliche Party laufen zu lassen, muss eine bessere Logistik auf dem Marienplatz eingerichtet werden; mehr Stände mit Ausschank und Speisen gut verteilt sollten dazu angeboten werden, um guten Zugang von allen Bereichen zu gewährleisten. Das ständige Durchschlängeln nimmt dann ab. Im hinteren Bereich mussten wir die abgesperrte Area verlassen, um an Getränke und Bratwurscht in der Semmel zu gelangen. Getränke gab es im Kunststoffbecher, was ok ist, Bier, Apfelschorle und Wasser waren dort im Angebot, leider kein Radler oder alkoholfreies Bier. Die Bratwürschte sahen in Ordnung aus. Bei Pfandrückgabe wurden wir von den Kellnern animiert, den Pfand als Trinkgeld zu hinterlassen.
Hier kann Paulaner mit seinen Profis weit besser und dichter supporten; ich kann hier gerne vermitteln mit der Event-Abteilung der Brauerei.
In diesem Zuge dessen ist auch das mobile Sanitärsystem zu verstärken und zu verteilen.
Tatsächlich befanden sich im hinteren Bereich sehr viele Zuschauer im Publikum, die keine Fan-Artikel hatten, sich aber gerne mit einem Trikot, Schal, Mütze o.ä. ausgerüstet hätten. Ich habe keinen Stand gesehen; wäre einer deutlich zu erkennen gewesen, könnte hier weiterer Umsatz generiert werden.
Das Sicherheitskonzept für den Marienplatz und Umgebung war hervorragend, hier mein großes Lob an die Stadt München, Polizei und Sicherheitsdienste.
Den neu vorgestellte HipHop-Song „Mia san mia“ fand ich sehr gut und ist damit ein Tribut an die jüngere Fan-schaft, die selbstverständlich auch bedient werden muss.
Der „Stern des Südens“ muss weiter zum Mitsingen bleiben, wirkt aber hierzu im Vergleich etwas angestaubt. Dass da was Neues nachkommen muss, ist ebenso selbstverständlich.
Die Zeiten von herum hampelnden Event-DJ’s sind vorbei. Dieser hier hat sicher einen hervorragenden Job gemacht, jedoch wirkte das Überbrücken der Zeit bis zum verspäteten Eintreffen des Mannschaftsbusses teilweise etwas verkrampft.
Mit Stephan Lehmann kam dann Stadion-Stimmung auf, jedoch ein Großteil des Publikums ist nicht oft genug um Stadion, um das entsprechend genießen zu können, zumindest was den hinteren Bereich des Zuschauer – außer meiner Frau und mir - anbelangte. Wir müssen erkennen, dass nächste Generationen mit anderen Vorstellungen und Wünschen nachrücken, und diese sollen und müssen auch erfüllt werden.
Beschallt den Platz, lasst die Leute tanzen und mitsingen, gebt die Möglichkeit zur Ver- und Entsorgung von Getränken und Speisen, berücksichtigt alkoholfreie und fleischlose Wünsche, und alle sind zufrieden! Der FC Bayern muss hier das Rad nicht neu erfinden und hat mit Paulaner einen Profi für diese Events an seiner Seite, der sich ruhig noch mehr einbringen kann!
In so einem Party-Konzept wie oben beschrieben, können sich die Spieler, Trainer und Team auch verdient zurück ziehen, ohne eine Meisterfeier damit auch zu einem Ende zu führen.
Mein besonderer Dank gilt der Ansprache von Franck und Stephan Lehmann, aber insbesondere vom Trainer Nico Kovac, der sich bei Fans und Publikum explizit bedankte, das hat mich tatsächlich ergriffen.
Unsere „Meisterfeier“ fand dann fortgesetzt an einer anderen Örtlichkeit statt, was nicht weniger lustig war. Allerdings hätte ich mich gerne unter noch mehr Fans bewegt und wäre auch gerne länger auf dem Marienplatz geblieben. So musste ich alleine erst die Wirtschaft vollbrüllen und wurde dann von meiner Frau auf den sicheren Heimweg geleitet
Dem Verein, den Spielern und dem Team an dieser Stelle meinen Respekt für die erbrachte Saison-Leistung!
(P.S.: Ein weiterer Grund für das Beibehalten der Meisterfeiern hier in München ist, dass anderenorts kein anständiger Platz für so eine Feier vorhanden ist; beispielsweise diese runde Wiese in Dortmund, die ganzjährig von Hunden missbraucht wird, ist einfach kein Platz für so ein Event, allein das sollte Grund genug sein, auch weiterhin Schale und Pott hier zu behalten.)