Klar ist: die Vereine wollen Planungssicherheit, deshalb liegt ihnen an mehrjährigen Verträgen mit wenigen Zwischenhändlern die gewisse Summen garantieren.
Das hat aber nicht nur mit Planungssicherheit, sondern auch mit Inkompetenz und Risikoscheue zu tun.
Ich hoffe, durch die aktuelle Entwicklung werden die Vereine und die DFL jetzt gezwungen, mal ernsthaft über Alternativen nachzudenken. Seit 15 Jahren alleine darauf zu setzen, dass man mit der Bundesliga dem Pay-TV in Deutschland zum Durchbruch verhelfen könnte, um dann später richtig abzukassieren, wenn die Abonnentenzahl erst mal eine kritische Menge überschritten hat, scheint mir nicht besonders kreativ zu sein. Zu mal mittlerweile jedem klar sein sollte, dass der TV Markt in Deutschland eben anders funktioniert als in anderen, kleineren Ländern mit weniger starkem Staatsfernsehen und weniger starken, werbefinanzierten Kommerzsendern. Ich habe das ja an anderer Stelle in diesem Thread schon ausführlich erläutert.
Die stärksten Sport Fernsehverträge sind eben nicht die der englischen, französischen, italienischen, spanischen Ligen mit dem Schwerpunkt auf Pay TV, die besten TV Verträge haben die amerikanischen Profiligen im American Football, Basketball, mit Abstrichen Baseball und Eishockey. Und alle diese Ligen werden im nationalen amerikanischen Markt im Free TV vermarktet, nicht im Pay TV.
DFL und Vereine sollten sich mal überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, den Wert ihrer Übertragungsrechte durch angediente Exklusivität zu steigern, zu mal es im Pay TV Bereich gar keinen Bieterwettbewerb gibt, weil nur ein Anbieter und damit Nachfrager am Markt ist.
Sie sollten darüber nachdenken, ob sie nicht einfach jedem der Fußball zeigen will, egal über welchen Distributionsweg, das auch zu ermöglichen. Dadurch entstünde doch erst ein Bieterwettbewerb.
Selbstverständlich soll Premiere alle Spiele alle Tore weiterhin ermöglicht werden, aber das muss doch gar nicht heißen, dass Sat1, RTL, Pro7, ARD, ZDF, DSF, regionale Dritte nicht die gleichen Spiele auch im Free TV senden könnte, oder diverse Kabelanbieter in ihren Netzen, Satellitenbetreiber speziell für ihre Kunden, Internetprovider für ihre Abonnenten, große Internetportale für ihre Leser, die Allianz, VW, Bayer für ihre Mitarbeiter und Kunden.
Ohne Exklusivität für die gesamte Liga, aber Exklusivität für einzelne Spiele im Free TV, ließe sich auf allen denkbaren Kanälen Umsatz machen. Das bedeutet natürlich, dass premiere weniger zahlen würde, aber auch nicht gänzlich auf Bundesliga verzichten könnte, sonst können die ihren Laden nämlich sowieso dicht machen.
Sicher wäre dann Cottbus gegen Hoffenheim nicht besonders viel wert, würde vielleicht im dritten Programm gesendet oder auch nur in premiere und über die Homepage der Vereine im Internet, aber Schalke gegen Dortmund oder Bremen gegen München, Samstagabend in Sat1 oder RTL, damit ließe sich schon ordentlich Quote und Werbeeinnahme machen, zumal wenn die Sender sich um solche Spiele überbieten müssten.
Man könnte auch eine ganz simple Lösung anstreben: Alle Free TV Sender können eine Stunde Zusammenfassung aller Spiele des Samstags und / oder eine Stunde Zusammenfassung aller Spiele für Sonntagabend und, billiger, für ab Montag ausstrahlen und müssen dafür einen bestimmten prozentualen Anteil ihrer Werbeeinahmen abtreten und eine Gebühr berechnet nach der tatsächlich erreichten Einschaltquote zahlen.
Premiere hätte keine Exklusivität mehr, müsste aber einen hohen prozentualen Anteil seiner mit Fußball erzielten Abogebühr direkt an die Liga abführen, Live Spiel im Free TV würden auch mit Anteil an den Werbeeinnahmen und und einer Rate je gemessener Einschaltquote abgerechnet. Im Internet würde je Klick abgerechnet.
Der Liga muss doch nur daran gelegen sein, dass möglichst viele Menschen die Bundesliga einschalten oder anklicken, auf welchem Wege die Kunden erreicht werden, kann ihr doch völlig egal sein. Sie muss nur dafür sorgen, dass sie an jedem Betrachter ordentlich mitverdient.
Und wenn dann 3 Sender gleichzeitig das gleiche Spiel zeigen, dann kann uns und den Vereinen das doch Wumpe sein, wir schalten dort ein, wo uns der Kommentar, das Rahmenprogramm, die Bildregie am besten gefällt.
Über ein zwei Jahre kristallisiert sich dann heraus, welche Distributionswege sich für welche Veranstalter lohnen, einige werden Quotenhits, andere werden eingestellt, weil es nicht lohnt. Das ist Marktwirtschaft.
Zusätzlich könnte die DFL über einen eigen 24/7/365 Free Fußballsender im Fernsehen und oder Internet nachdenken, könnten die Vereine alle ihre Spiele live im Internet anbieten, große Vereine ihre eigenen TV Sender etablieren.
Und dann wäre da noch das große Feld der Auslandsvermarktung. Da muss man doch zunächst mal nicht neidisch auf die PL schauen und beleidigt den Schwanz einziehen, wenn man nicht auf Anhieb die gleichen Umsätze erzielen kann. Ganz im Gegenteil, da geht es zunächst mal um knallharte Konkurrenz, um Verdrängungswettbewerb.
Wenn auf der ganzen Welt im Free TV und im Pay TV Samstag nachmittag PL Spiele gezeigt werden, dann muss die Bundesliga zunächst mal danach streben, dass ihre Spiele auch auf allen Märkten präsent sind. Und sei es am Anfang für Nüsse.
Man muss der PL aggressiv das Wasser abgraben, wenn man sie eines Tages ein- oder gar überholen will.
Wenn irgendwo auf der Welt PL im Abofernsehen kommt, dann muss zur gleichen Zeit die Bundesliga live im Free TV zu sehen sein.
Ich würde soghar soweit gehen, dass man die Bundesliga direkt in England umsonst im Free TV platziert. Zur gleichen Zeit, wie die PL dort im teuren Pay TV läuft, sollte die Bundesliga umsonst auf ITV oder bei irgendeinem Sportsender laufen. Zunächst nur gegen Beteiligung an den Werbeeinnahmen. Kostet die Bundesliga doch nichts, die sowieso produzierten Bilder auch in England laufen zu lassen, aber der PL schadet es.
Und über die Jahre erhöht man so den Stellenwert der Marke Bundesliga international, und dann kann man auch mal höhere Lizenzgebühren verlangen.
Von Anfang aber, könnten die Vereine mehr von ihren Sponsoren verlangen, wenn die Banden- und Trikotwerbung international agierender Werbepartner nun in 200 Ländern der Welt live im TV laufen.
Dort wo man am Anfang keine Lizenzgebühren erzielen kann, könnte man die Deals so gestalten, dass die Übertragung umsonst ist, dafür aber 10 Spots deutscher Firmen rund um das Spiel platziert werden müssen. Und diese Spots verkauft die DFL direkt an die Firmen.
Es ist so vieles denkbar, die Herren der DFL müssen nur mal in die Pötte kommen und ihre Vermarktung selbst professionell in die Hand nehmen, Die Argumentation, dass die Liga Schaden nehmen muss, wenn das Kartellamt dieses eine Modell verbietet, ist doch offensichtlicher Humbug und der Trägheit und Inkompetenz der Marketingabteilungen der Liga und der Vereine geschuldet.