Im Wesentlichen stimme ich mit den letzten Posts von Dreydel absolut überein. Hab da aber noch die ein oder andere Ergänzung:
Bremen ist einer der ganz wenigen Klubs, bei denen es - abgesehen von der CL-Serie letzte Saison, die aber sicher auch nicht unerheblich durch Verletzungspech beeinflusst war - Spaß gemacht hat, international die Spiel anzuschaun. Von daher würde es mich freuen, wenn sie zu "alter Stärke" zurück finden und wieder dauerhaft ein zumindest ordentlicher Vertreter der BuLi auf internationaler Bühne würden. Der rechte Glaube daran fehlt mir allerdings:
Ich hab die Bremer heute bzw. besser gesagt gestern im Stadion gg. Everton gesehen. Das Gezeigte war solide, aber nicht mehr. Und Everton ist zum jetzigen Zeitpunkt in deren Vorbereitung sicherlich alles andere als ein gleichwertiger Gegner. Gut, man sollte nach einem Spiel nicht unbedingt abschließende Urteile fällen, aber es haben sich doch ein paar wie ich finde in den letzten Jahren symptomatische Sachen wieder gezeigt:
Zunächst muss ich sagen, dass mir die Defensive überraschenderweise sehr ordentlich gefallen hat. Ist nicht ganz so ein Hühnerhaufen, wie die letzten Jahre. Allerdings waren auch da einige sehr "optimistische" Aktionen zu "bestaunen", die in der Art sicher keine Kopie in nem BuLi-Spiel bzw. gg. nen offensiv aktiveren Gegner als Everton finden sollten. Alles in allem aber wie gesagt erstaunlich solide.
Danach fangen allerdings die Probleme an, die m.M.n. mehrere Ursachen haben. Zuerst - und da stimme ich Dreydels Einschätzung absolut zu - scheint ein TS taktisch limitiert zu sein. Er weiß bis heute scheinbar nicht so richtig, ob er lieber 4231 oder 442 mit Raute spielen möchte. Wobei er - wenn man mehr als 2, 3 Bremer Spiele die letzten Jahre gesehen hat - eigentlich selbst wohl nur das 442 vernünftig vemitteln kann. Das 4231 - das ich von der Grundordnung her bei entsprechendem Spielerpotential deutlich stärker als das 442 mit Raute einschätze - kann er offensichtlich nicht wirklich vermitteln. Die Laufwege in der Offensive sowie die Art und Weise des Umschaltens im zentralen MF erscheinen doch teilweise schon massiv falsch. Das mag durchaus teilweise daran liegen, dass nach Özils Abgang letzte Saison der richtige 10er/falsche 9er gefehlt hat und im Grunde keiner der dort ausprobierten richtig überzeugen konnte - aber selbst auf den Außen ist das teilweise eklatant falsch gewesen. Wir werden sehen, ob ein Ekici als zentraler "Spielmacher" da was reißen kann. Ich glaube allerdings nicht wirklich, dass er das offensive "Chaos" hinreichend ordnen kann.
Darüberhinaus ist das derzeitige Spielermaterial - nun ja - problematisch. Und da sind interessanterweise sehr ähnliche Problemfälle zu beobachten: durchaus sehr! hochveranlagt aber irgendwie viel zu phlegmatisch.
Das trifft m.M.n. sowohl auf einen Rosenberg, Arnautovic, Wagner, Borowski, und mit Abstrichen auch auf Marin zu. Was die alle am Ball können, wenn sie wollen ist ehrlich beeindruckend. Ich hab selten eine engere Ballführung als bei Marin gesehen. Aber die neigen alle irgendwie dazu ihre Leistung nur nach Lust und Laune abzurufen. Und die scheinen sie im Spiel maximal mal für ein paar wenige Minuten zu haben. Mein Nachbar hat heut teilweise 5 Minuten während des Spiels nur auf einen Arnautovic geachtet. Der hat sich "totgelacht" über das "Stolzieren" - und das, obwohl er selbst Bremen-Fan ist. Das ist als neutraler Zuschauer ganz lustig. Als Fan würden mich solche Leute irre machen. Umso mehr, als dass sie durchaus in Ansätzen zeigen, was sie im Optimal-Fall zu leisten im Stande sind.
Anders als in der Offensive sehe ich die Spieler die für die 6/8 in Frage kommen eher limitiert. Nicht schlecht, aber mehr als Trostpreise kann man damit nicht gewinnen. Während ich anders als Dreydel bei nem Wesley durchaus gute - wenn auch nicht überragende - Ansätze sehe, ist ein Bargfrede bestenfalls absolut biederer Durchschnitt. Dass außer dem Griechen, der wohl auch dort mal "aushelfen" können soll und evtl. nem Borowski dort keine ernsthaften Alternativen für die 6 vorhanden sind spricht - angesichts dessen, dass das in nem modernen System die Schaltzentrale des Spiels ist - Bände über das potentielle Bremer Niveau. Und ich sehe da den Abgang von Frings nicht mal als wirklich problematisch. Ähnlich wie bei dem Weggang von Lucio von uns damals sehe ich das viel größere Problem als den Weggang selbst das "Nichtholen" einer qualitativ adäquaten Alternative. Man begnügt sich damit mit den bisherigen Nr. 2, 3 und 4 für die Position weiterzumachen, nachdem man den wohl Besten abgegeben hat.
Dazu kommen "Granaten" wie Wolf. Der Mann gehört sicherlich zum gehobenen IV-Niveau der Liga - was traurigerweise mehr über das allgemeine IV-Niveau aussagt, als über Wolf. Aber für Bremen der völlig falsche Spielertyp. Bin mir nicht ganz sicher, ob ich es hier vor kurzem gelesen habe oder woanders, aber trifft im Grunde genau meine Meinung: In ner Mannschaft, die hinten ein Bollwerk aufzieht und dann den Gegner auskontert ist der Mann super. Aber nicht in einer "aktiven" Mannschaft, die selbst das Spiel machen muss und wo die Abwehr regelmäßig bis an die Mittellinie aufrückt/aufrücken muss. Wenn da nicht Naldo bald zurückkommt oder der Grieche überraschend stark einschlägt ist dort das nächste Problem - und das meine ich ganz ernst, obwohl sie mich heut hinten duraus überzeugt haben.
Mein Tipp: Bremen wird nicht gg. Abstieg spielen - dafür schätze ich die individuelle Klasse immer noch zu hoch ein und ich glaube auch nicht, dass sie ein vergleichbares Verletzungspech wie letzte Saison haben. Aber in der Endabrechnung glaube ich nicht, dass mehr als Platz 8-11 raus springt.