ich bringe hier mal einen sehr guten artikel von Spiegel-online. vielleicht mal drüber nachdenken im Zusammenhang mit Gomez.
Es ist ein Duell auf Augenhöhe, das am Samstagabend in München stattfindet. Der Bundesliga-Gipfel zwischen Bayern München und Borussia Dortmund (Samstag, 18.30 Uhr, Liveticker SPIEGEL ONLINE) wird auch zur Bühne für zwei herausragende Stürmer. Auf der einen Seite: Mario Mandzukic, 26, neun Saisontore für den FC Bayern. Auf der anderen Seite Robert Lewandowski, 24, neun Saisontore für den BVB. Beide gelten als mitspielende, laufstarke und selbstlose Angreifer, die Lücken für Mitspieler öffnen und bei gegnerischem Ballbesitz immer wieder nach hinten arbeiten.
Aber wie ähnlich sind sich beide tatsächlich, und was unterscheidet die Stürmer? Welchen Stellenwert haben sie in ihrer Mannschaft? Und schließlich: Wie sehen Mandzukic und Lewandowski selbst ihre Rolle im Team?
"Ich konnte mich in meiner ersten Saison in Dortmund sehr gut auf mein heutiges Spiel vorbereiten." Das sagt Lewandowski über die Meistersaison 2010/2011, in der der BVB die Liga mit seinem überfallartigen Angriffsfußball überraschte. Im Sturm spielte damals Lucas Barrios, der Paraguayer kam auf 16 Tore und sechs Assists. Als Spielmacher dahinter: Lewandowski. Im Nachhinein war es ein prägendes Jahr für den Polen, denn auf der Position hinter Barrios legte Lewandowski die Basis für das, was folgte. Er habe "größere Übersicht gelernt, ich sehe meine Mitspieler jetzt schneller und besser", sagt er SPIEGEL ONLINE.
"Früher ist ein Stürmer nur in die Lücken gegangen"
Eine Saison später die Explosion: Lewandowski ersetzte Barrios im Sturmzentrum und schoss 22 Tore, Dortmund wurde erneut Meister. Doch auch wenn er die gleiche Position wie der Paraguayer einnahm - vorn spielte nun ein völlig anderer Typ Angreifer. Barrios' gute Statistiken waren immer auch teuer erkauft, der Mittelstürmer gönnte sich Pausen, arbeitete defensiv wenig mit. Sein Nachfolger wurde viel mehr ins Spiel eingebunden und war viel selbstloser: "Früher ist ein Stürmer nur in die Lücken gegangen und hat auf seine Torchance gewartet. Heute muss ich selbst ständig welche reißen, damit die anderen zu Torchancen kommen", sagt Lewandowski. Er wurde so zum zentralen Bestandteil des meisterlichen Dortmunder Spiels.
Bei den Bayern hieß sein Pendant in der vergangenen Saison Mario Gomez. Der Nationalspieler schoss sogar noch mehr Tore (26) als Lewandowski und traf auch in der Champions League in zwölf Spielen zwölfmal. Und dennoch war Gomez mitunter ein limitierender Faktor für das Team. Denn so überragend er im Strafraum bei Ballbehauptung, Timing und Torabschluss ist - beim Tempospiel nach vorne, bei der Ballannahme und Weiterleitung ist ihm Lewandowski überlegen.
Nicht von ungefähr kam deshalb die Entscheidung der Münchner, Mario Mandzukic als Alternative zu Gomez zu verpflichten. Der Kroate hatte bereits beim VfL Wolfsburg eine starke Saison gespielt, während der EM zeigte er dann vor einem Millionenpublikum seine Stärken. Gegen die scheinbar übermächtigen Gruppengegner Italien und Spanien sorgte er für ständige Gefahr und setzte den Verteidigern mit seiner kompromisslosen Zweikampfhärte zu. Vor allem aber war Mandzukic eins: immer anspielbar.
"Ich muss deutlich mehr arbeiten"
Dass Mandzukic diese Qualitäten auch in München von Beginn an zeigen konnte, lag an Gomez' Verletzung, war im Ergebnis aber für die Bayern eine glückliche Fügung: Selten in der Vereinsgeschichte hat der Club so schnell von einer Verpflichtung profitiert. Mandzukics Laufleistung ist so beeindruckend wie sein Spielverständnis. Er ist an fast jedem Angriff beteiligt - nicht nur als Verwerter: Genauso ist er in der Lage, seine Mitspieler einzusetzen.
Wieviel Mandzukic läuft, um Räume für die zahlreichen, torgefährlichen Mittelfeldspieler der Münchner zu öffnen, zeigt die Statistik: Mit 10.312 Metern lag er hier nach zwölf Partien vor Lewandowski (10.174 Meter). Auch 22,9 Sprints pro Partie toppen den schon starken Wert des Dortmunders (14,7). "Meine Aufgabe hier ist nicht nur, Tore zu erzielen. Ich muss hier in erster Linie für das Team arbeiten", sagt Mandzukic SPIEGEL ONLINE. Das sei einer der Gründe für die starke Saison der Münchner: "Es geht hier nicht darum, dass mich jemand in Szene setzt. Wir setzen uns gegenseitig in Szene. Ich arbeite für Ribéry genauso wie er für mich."
Gleiches tut Lewandowski in Dortmund für seine Offensivkollegen Mario Götze und Marco Reus, auch wenn dieses Aufreißen von Lücken viel schwerer messbar ist als die Laufleistung. Und die ist beim BVB systemimmanent. "Ich muss deutlich mehr arbeiten, laufen; Bälle annehmen, halten und verteilen. Dadurch bin ich manchmal sehr weit weg vom gegnerischen Tor. Das macht es mir schwerer, selbst Tore zu machen", sagt Lewandowski. Dennoch hat er in 13 Ligaspielen schon neun Treffer erzielt, zudem gab er drei Vorlagen.
Nicht weniger beeindruckend: 22 Torchancen hat er seinen Mitspielern in den ersten zwölf Ligaspielen schon aufgelegt, Lewandowskis 463 Ballkontakte zeigen zudem, wie intensiv er in jeden BVB-Angriff eingebunden wird. Bei der meist schnellen Spieleröffnung des Teams ist er der Zielspieler, verteidigt den Ball gegen die gegnerische Abwehr und wartet, bis Anspielpartner - meist Mario Götze und Marco Reus - aufgerückt sind.
Dann schlägt der Meister regelmäßig überfallartig zu. Seit rund zwei Jahren bekommt das auch der FC Bayern zu spüren. Vorgeführt unter anderem von Lewandowski. Und der Pole, der in den vergangenen beiden Duellen mit dem Rekordmeister in Liga und Pokal insgesamt vier Tore erzielte, weist in dieser Saison schon wieder einen Spitzenwert auf. Nur 4,4 Torschüsse benötigt er für einen Treffer. Einer ist in dieser Disziplin allerdings noch besser. Es ist Mario Mandzukic (3,8).
http://www.spiegel.de/sport/fu…m-vergleich-a-869569.html